Einleitung

 

Jeder europäische Neurologe kennt das Human Brain Projekt der Europäischen Union. Auch viele Wissenschaftler anderer Fachrichtungen dürften dieses Projekt kennen oder gar aktiv daran teilnehmen. Beispielsweise auch Mathematiker. Doch gerade diese Gruppe hat Illusionen geweckt, für die es keine handfesten Gründe gibt.

Man meint dort, das Gehirn verstehen zu können, wenn man es auf die mikroskopische Ebene der Synapsen herunterrechnet. Man meint, das Studium der synaptischen Verbindungen aller Nervenzellen untereinander würde zur Lösung führen. Man meint, der virtuelle Nachbau der erkannten synaptischen Verbindungen in einem hinreichend leistungsfähigen Monsterrechner würde das Verständnis der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns ermöglichen.

Und man feiert es als einen Riesenerfolg, dass man den kompletten synaptischen Aufbau eines cortikalen Würfels von etwa 1 mm Kantenlänge in einem Monstercomputer simulieren kann – beruhend auf der Strukturanalyse eines Mäusegehirns.

Gesunder Menschenverstand hätte andere Wege eingeschlagen können. Dies ist meine Meinung.

Seit es technisch möglich ist, elektrostatische Potentiale an der Hirnrinde direkt zu messen, kommt man fast immer zu folgenden Ergebnissen:

-         Eine Bewegung der Hände, der Arme, der Beine, des Rumpfes, aber auch der Augenmuskeln oder beliebiger Muskeln ruft an der Cortexoberfläche Erregungsmuster hervor, bei denen Erregungsmaxima in Abhängigkeit von den Gelenkwinkeln hin- und herwandern.

-         Eine Veränderung der Tonhöhe, also der Tonfrequenz, führt in bestimmten Cortexgebieten zur Herausbildung von Erregungsmaxima, deren Verschiebung und deren Umherwandern.

-         Im primären visuellen Cortex führt die Ansicht einer geneigten, dunklen Geraden vor hellem Hintergrund zu Erregungsmaxima, die sich windmühlenartig um ein Zentrum bewegen, wenn der Anstellwinkel der Geraden sich verändert (Orientierungssäulen in V1).

-        In sekundären visuellen Feldern beobachtet man die Wanderung von Erregungsmaxima beim Anblick ebensolcher geneigten Geraden, wenn diese sich im rechten Winkel zu ihrem eigenen Verlauf bewegen (Feld V2).

-        Selbst geistige Tätigkeiten (Lesen, Rechnen, Denken) führen zu Erregungsmaxima in ausgewählten Cortexarealen und deren örtlichen Veränderungen.

Es ist eine seit Jahrtausenden bewährte Forschungsmethode, etwas Reales zu beobachten und anschließend wissenschaftliche Erklärungen dafür zu suchen.

Wenn nun Mathematiker erkennen, dass im Cortex Erregungsmaxima entstehen und in Abhängigkeit von verschiedenen Untersuchungsmethoden und Untersuchungsparametern (Gelenkwinkel, Tonhöhenänderungen, Veränderung des Anstellwinkels von geneigten Geraden, Geschwindigkeit der Bewegung solcher Geraden) an der Cortexoberfläche hin- und herwandern, dann liegt die Vermutung nahe, dass hier die Untersuchungsparameter die Lage und die Wanderung der Erregungsmaxima verursachen.

Wenn Erregungsmaxima ins Spiel kommen, sollte bei allen Mathematikern das Unterbewusstsein aktiv werden und sie an die elementaren Erkenntnisse der Extremwertberechnung erinnern. Mathematiker sollten sich dann den Zusammenhang zwischen dem Differential einer Erregungsfunktion und den Extremwerten dieser Funktion in Erinnerung rufen und dem Problem mit den Mitteln der Differentialrechnung begegnen.

Die Extremwertcodierung in den primären Cortexarealen ist nur ein Schwerpunkt dieser Monografie. Die Hauptschwerpunkte liegen auf der Herleitung der Entstehungsgeschichte des Gehirns, der Entschlüsselung der Arbeitsweise der meisten neuronalen Module im Gehirn und der Analyse des Gesamtsystems.

Wir wissen nicht zu wenig, sondern zu viel. Die Fülle der Fakten vernebelt die zu erkennenden Zusammenhänge. Dies schrieb ich bereits in meiner vorangegangenen Monografie „Gehirntheorie der Wirbeltiere“, der nun diese Monografie mit dem Titel „Gehirntheorie des Menschen“ folgt.

 

Andreas Heinrich Malczan

Oranienburg, den 01.06.2021



Monografie von Dr. rer. nat. Andreas Heinrich Malczan